In Fläche 2 ist schon im Jahr 2005 eine quadratische Struktur zur Hälfte freigelegt worden (vgl. Ergebnisse 2005 - Fläche 2). Sie bestand aus einer rechteckigen, humos verfüllten Grube, in die in den oberen Schichten zahlreiche kleinere Steine, Tierknochen und Keramikscherben eingebettet waren. Die Keramikreste stammen aus einem Zeitraum zwischen dem 10. und 12. Jh. n. Chr.
In der diesjährigen Kampagne ist zunächst der zweite Teil der Grube bis auf das Niveau der Vorjahresgrabung abgetieft worden. Im Anschluß sind alle vier Quadranten um ca.100cm vertieft worden. Erst in der letzten Grabungswoche stellte sich heraus, daß es sich nicht, wie vermutet, um ein Grubenhaus handelt, sondern daß in Fläche 2 ein Brunnen angegraben wurde, dessen endgültige Ausgrabung auf das kommende Jahr verlegt werden muß.
Der Brunnen besteht aus einer quadratischen Baugrube, in deren Zentrum ein Kranz aus großen Feldsteinen als Brunnenschacht trocken gemauert ist (vgl. Bild 1). Der Zwischenraum zwischen dem Brunnenschacht und der Baugrube ist mit größeren Steinen verfüllt, auch der Schacht selbst enthält größere Steine und viel Erde. Die schon im letzten Jahr ausgegrabenen Keramikscherben und Tierknochen sind als spätere Einfüllung nach Nutzungsende des Brunnens zu verstehen. Sie zeigen damit an, daß der Brunnen nach Aufgabe als Mülldeponie benutzt wurde. Die Bauzeit des Brunnens ist weiterhin unklar, dürfte aber im kommenden Jahr eindeutig geklärt werden können. Am Boden des Befundes ist durch den Grundwassereinfluß mit Holzerhaltung zu rechnen, was eine im besten Falle jahrgenaue dendrochronologische Datierung ermöglichen dürfte. Außerdem sind weitere Funde wie verloren gegangene Münzen, Geräte oder Schmuckstücke zu erwarten.
Als besondere Einzelfunde sind schon in diesem Jahr eine kleine blaue Glasperle, ein Knochenpfriem, mehrere Webgewichte (vgl. Bild 2), ein Bronzegewicht (Kugelzonengewicht) sowie weitere Kleinfunde aus Metall erwähnenswert. Sie alle stammen aber aus den späteren Verfüllschichten und sind nicht mit der Bauzeit des Brunnens gleichzusetzen.
Vorläufige Datierungshinweise werden sich in naher Zukunft durch C14-Datierungen ergeben.
Nach Überprüfungen durch Bohrungen wird für den Brunnen in Fläche 2 eine Tiefe von mind. 3m erwartet. Es handelt sich um einen wissenschaftlich äußerst wertvollen Befund, der in seiner Art bisher einzigartig für das ehemalige, nordöstlich Ostpreußen ist.