Der Brunnenbefund in Fläche 2 war im letzten Jahr bis in etwa 1,4 m Tiefe freigelegt worden, im Zentrum jedoch noch vom grabungstechnisch bedingten Kreuzprofil überlagert (Ergebnisse 2006 - Fläche 2). Dieser Profilsteg musste zunächst dokumentiert und abgebaut werden, wobei es die gleichen Zwischenschritte einzuhalten galt wie im letzten Jahr, um Lücken in der Dokumentation zu schließen. Gleichzeitig bot sich dadurch die Möglichkeit, die oberen Verfüllungsschichten des Brunnens nach Schichten getrennt abzutragen, um eventuell verschiedene Phasen der Verfüllung voneinander trennen zu können.
Anschließend wurde jeweils die Nordhälfte des Befundes um ca. 50 cm tiefer gelegt. Das so entstandene Profil wurde dokumentiert. Erst danach erfolgte die Tieferlegung der verbliebenen Südhälfte. Diese Vorgehensweise wurde bis in eine Tiefe von etwa 3 m unter der Geländeoberfläche beibehalten. In allen Zwischenplana war die Konstruktionsweise des Brunnens dabei klar erkennbar (Abb. 1).
Als echtes Problem erwiesen sich die ständig nachfließenden großen Mengen an Grundwasser, die aus dem Schnitt gepumpt werden mussten (Abb. 2). Nach Erreichen einer Tiefe von etwa 4 m begannen die Wände des Grabungsschnittes wegen Unterspülung durch das Grundwasser instabil zu werden, weshalb die Grabungen in dieser Tiefe angebrochen werden mussten, ohne die erwartete Holzkonstruktion aufzufinden. Dafür gelang die Sicherstellung von Holzkohleproben aus der Baugrube, die den zentralen Brunnenschacht umgibt. Die Bauzeit kann nun durch C14-Analyse auf das 11. Jh. n. Chr. fixiert werden.
In der Brunnenverfüllung fanden sich wiederum große Mengen an Tierknochen und Keramik sowie weitere Einzelfunde. Besonders erwähnenswert sind zwei Bernsteinperlen, eine Perle aus Gestein (Abb. 3), mehrere Fragmente von Webgewichten oder das Fragment eines Knochenkammes. Durch das Schlämmen (Abb. 4) des gesamten Aushubes aus dem Brunnen gelang die Bergung von kleinsten Knochen, darunter Frosch- und Fischknochen.
Die Konstruktionsweise des Brunnens mit einer quadratischen Baugrube, in deren Zentrum ein aus Feldsteinen gemauerter Brunnenschacht den anstehenden Lehmboden bis in die darunterliegenden, wasserführenden Sandschichten durchstößt, konnte eindeutig geklärt werden. Die aufwendige Bauweise und die Monumentalität der Anlage lassen darauf schließen, dass die zugehörige Siedlung, die weiterhin in der unmittelbaren Nähe vermutet werden muss, als dauerhafte Ansiedlung geplant gewesen ist. Außerdem gibt sie Hinweise auf eine gut organisierte Bevölkerung, die in der Lage ist, ein solches Bauvorhaben gemeinschaftlich zu planen und umzusetzen.