Fläche 19

Geomagntikausschnitt
Abb. 1: Geomagntik- ausschnitt
Brunnen oder Keller? Der Befund in Fläche 19 zur Hälfte freigelegt
Abb. 2: Brunnen oder Keller? Der Befund in Fläche 19 zur Hälfte freigelegt
Kammfragment aus dem Befund in Fläche 19
Abb. 3: Kamm- fragment aus dem Befund in Fläche 19

Eine überaus interessante Anomalie wurde in Fläche 19 untersucht (Abb. 1). Sie liegt etwa 800 m nördlich des Gräberfeldes von Wiskiauten und etwa 300 m südlich des heutigen Dorfes Vishnevoe (früher Wosegau) und ist Bestandteil einer größeren Konzentration von Anomalien. Durch Bohrungen und C14-Datierungen konnte das Objekt schon vor der Ausgrabung zusammen mit zwei in der Umgebung liegenden Befunden in den Zeitraum des 11. bis 13. Jh. eingeordnet werden. Im Jahr 2007 sind an diesem Befund bereits Georadarmessungen durchgeführt. Sie zeigten eine quadratische Struktur, die im oberen Bereich durch einen v-förmigen Graben gestört schien.
Die Anomalie wurde im Jahr 2008 durch einen 5 x 2,5 m großen Ausgrabungsschnitt partiell untersucht. Nach Abtrag des Humusbodens zeigte sich der Befund - wie aufgrund der Geomagnetikbilder erwartet - als rundliche Grube von etwa 3 m Durchmesser, deren Rand aus mehr als kopfgroßen Steinen sorgfältig befestigt ist (Abb. 2). Die Zwischenräume zwischen den großen Steinen sind sorgfältig mit faustgroßen Steinen ausgefüllt. Im Inneren zeigte sich stark holzkohlehaltiges, dunkelbraunes Erdmaterial. Die Steine sind in unterschiedlichen Tiefen bis 75 cm ab dem letzten Planum flächig nachweisbar, was entweder für eine Verfüllung mit Steinen oder für eine Art Steinpflaster am Boden spricht. Eine Bohrung erreichte erst in 2 m Tiefe Steine. Zwischen den Steinen wurden viele Knochen und größere, auf der Drehscheibe gefertigte Keramikfragmente mit typischer Linienverzierung des 12. und 13. Jh. geborgen. Der Befund wurde bis in eine Tiefe von 60 cm unter der Grasnarbe freigelegt. Wie durch die Georadarmessungen zu vermuten war, ist der Befund in seinem Mittelbereich in Nord-Südrichtung durch einen vermutlich neuzeitlichen Graben gestört. Neben vielen Tierknochen und Keramikfragmenten wurden auch mehrere Metallobjekte geborgen, neben eisernen Nägeln vor allem ein großes massives Stück Bronze, das als eine Art Barren oder Rohmaterial gedient haben dürfte. Als Einzelfund aus dem Abraum wurde ein Kammfragment geborgen (Abb. 3). Das aus Knochen hergestellte Stück mit schönen Strich- und Kreisaugenverzierungen gehört zum Futteral des Kammes, der Kamm selbst ist nicht erhalten. Kämme mit einer einteiligen Spann- und Schutzleiste des Futterals lassen sich klar ins 12. Jh. datieren.
Entweder handelt es sich um eine Art Keller, dessen Wände mit Steinen gesichert waren, oder um einen Brunnen. Für letztere Interpretation sprechen die große Tiefe und der Eindruck, dass die Steine eher rundlich angeordnet sind. Allerdings wäre der Brunnen mit 3 m Durchmesser sehr groß. Wie auch immer handelt es sich um einen Siedlungsbefund, der über die bereits letztes Jahr entnommene Holzkohleprobe und das Fundmaterial ins 12. Jh. datiert werden kann. Zudem lässt sich hinter der großen Anomalienkonzentration in diesem Bereich nun eine größere Siedlung des 12. bis 13. Jh. vermuten.
Da das Umfeld von Fläche 19 in zwei Jahren mit Hotelanlagen bebaut werden soll, war die Untersuchung dieses Befundes äußerst wichtig, um den Investoren bei den Planungen die Notwendigkeit archäologischer Voruntersuchungen plausibel machen zu können. Somit liefert diese Grabungsfläche nun weitere Argumente, dass eine archäologische Voruntersuchung vor Beginn der Baumassnahmen unbedingt nötig ist.


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