Sondagen

Lage der Sondageschnitte im Umfeld der Palwe
Abb. 1: Lage der Sondageschnitte im Umfeld der Palwe
Blick auf das Südprofil von Sondage 8 mit dunklen Siedlungshorizonten
Abb. 2: Blick auf das Südprofil von Sondage 8 mit dunklen Siedlungshorizonten
Die Kulturschichten in Sondage 15
Abb. 3: Die Kulturschichten in Sondage 15
Knochenwerkzeug aus Sondage 15 aus dem Neolithikum
Abb. 4: Knochenwerkzeug aus Sondage 15 aus dem Neolithikum

Zur Klärung der Ausdehnung der in fast allen östlichen Grabungsschnitten dokumentierten Kulturschichten wurden besonders im Bereich der Palwe mehrere Sondagen angelegt (Abb. 1). Die Sondagen 1 und 2 liegen in der Nähe von Grabungsfläche 15. Dort waren durch Kabelverlegungsarbeiten bereits kleine Gräben vorhanden, die nun für die archäologischen Untersuchungen genutzt werden konnten. Alle anderen Sondagen von 1 x 1 m Größe wurden im Bereich der Palwe in der Nähe von Grabungsfläche 5 angelegt. Sie dienen wie Bohrungen zur Klärung der Schichtenabfolge und helfen bei der Auffindung von Siedlungsschichten. Während die Sondagen 3 bis 7 auf der Palwe liegen und keine deutlichen Kulturschichten beinhalteten, konnte in den nördlich von Fläche 5 abgetieften Sondagen 8 bis 11 schwache Siedlungsspuren beobachtet werden. Insbesondere Sondage 8, die etwa 30 m nordöstlich von Fläche 5 liegt, erbrachte Siedlungshorizonte bis in eine Tiefe von 100 cm, deren Abfolge und Zusammensetzung in etwa den Schichten aus Fläche 5 entspricht (Abb. 2). Auch das Fundmaterial ist mit seinen handgemachten Keramikscherben durchaus vergleichbar. Nur 15 m weiter nördlich fehlen diese Kulturschichten in Sondage 9. Zur Klärung sind die beiden Sondagen durch einen 15 m langen Suchschnitt („Sondage 8/9“) verbunden worden. Es zeigte sich, dass die Siedlungshorizonte im Süden beginnend auf 5 m Länge erhalten sind und offenbar nach Norden hin flach auslaufen. Die Grenzen der im Umfeld von Fläche 5 lokalisierten Siedlung des 7. und 8. Jh. dürfte damit erkannt worden sein. Allerdings ist in nördlichen Abschnitt von Sondage 8/9 ein Befund im Planum aufgetaucht, der ebenfalls untersucht wurde. Auch er enthält keramische Funde der gleichen Zeitstellung, so dass generell auch in den nördlichen Bereichen parallel zur vermuteten Uferlinie mit Siedlungsspuren zu rechnen ist.
Um die im großen Sondageschnitt 8/9 im Bereich der Palwe aufgefundenen Kulturschichten, die zeitlich mit den Siedlungshorizonten des 7. und 8. Jh. aus Grabungsfläche 5 in Verbindung gebracht werden, zu verfolgen, sind fünf weitere Sondagen (Sondage 12 bis 16) in der näheren Umgebung angelegt worden. Sie liegen in einem Bereich, der sich von Sondage 8/9 aus über 100 m in östlicher Richtung bis zur ehemaligen Küste in diesem Bereich erstreckt. Drei Sondagen blieben fund- und befundleer. Im Randbereich des kleinen Baches, der in der Nähe der Grabungsflächen 11 bis 15 von Westen kommend nach Osten auf den ehemaligen Binnensee zufließt, dabei auch Fläche 5 passiert und schließlich südlich der Palwe in der Niederung mündet, haben zwei Sondagen überraschend deutliche Siedlungshorizonte erbracht. Die Schichtung ist in beiden Fällen mehr als 60 cm dick und lässt sich in mehrere Phasen trennen. Besonders in Sondage 15 (Abb. 3), die etwa 10 m nördlich des Bachlaufes liegt, sind große Mengen an grober, handgemachter Keramik und Tierknochen zum Vorschein gekommen. Darunter befindet sich das Fragment eines flachen, bearbeiteten Knochens schwarzer Färbung. Er ist etwa 4 cm lang, an einem Ende abgebrochen, am anderen Ende deutlich gerundet (Abb. 4). Es handelt sich um das Fragment eines Retuscheurs für Feuersteingeräte. Hierdurch liegt ein Hinweis auf steinzeitliche Besiedlung vor, der in den Kulturschichten aus Fläche 10 seine Bestätigung findet. Die genaue Schichtenzuordnung des Stückes ist leider ungewiss, vermutlich stammt er aus den untersten Horizonten, die durch eine Art Torfschicht von den darüber liegenden Schichten getrennt sind. Holzkohleproben aus den beiden obersten Horizonten lieferten ein Datum in die Zeit zwischen 776 und 961 n. Chr. bzw. 656 und 950 n. Chr. Etwas jüngere Daten ergab eine Probe aus der oberen Schicht in Sondage 16, die in die Zeit zwischen 947 und 1021 n. Chr. gehört.
Insgesamt scheint sich die Vermutung, dass wir im Bereich zwischen Palwe und der letztjährigen Fläche 8 mit einer größeren Siedlung des 7. und 8. Jh. zu rechnen haben, zu bestätigen. Ihre Ausdehnung lässt sich schon jetzt grob begrenzen. Demnach umfasst sie ein Areal von etwa 400 x 150 m. In der Mitte ist sie aber großräumig durch die dort verlaufende Bahnlinie gestört. Durch die Sondageschnitte liegen nun weitere Hinweise auf einerseits neolithische und somit für die Fragestellung zu alte Besiedlung vor, andererseits zeigen die Sondagen 15 und 16 das durchaus mit Befunden der Zeit des 7 bis frühen 11. Jh. zu rechnen ist. Hier werden im Sommer 2009 weitere Ausgrabungen durchgeführt.


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