Die Ausgrabungen im Sommer 2008 haben vom 16. Juli bis zum 25. August stattgefunden, wiederum in Zusammenarbeit zwischen dem Archäologischen Landesmuseum Schleswig in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf und dem Archäologischen Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau bzw. deren „Baltischer Expedition“. Studierende der Universitäten Kiel und Kaliningrad bildeten wie in den Vorjahren das Grabungsteam (Abb. 2, 3).
Im Focus der Grabungen lag das Gebiet östlich der Nekropole, das sich auf einer Länge von 1000m vom Gräberfeld selbst sanft abfallend in Richtung ehemaliger Binnensee erstreckt. Bereits in den Vorjahren sind mit den Befunden in Fläche 8 und Fläche 5 mehrfach Hinweise auf eine größere Siedlung der Zeit des 6. bis 8. Jh. n. Chr. erbracht worden. Zur Überprüfung dieser Theorie wurden sechs der insgesamt zwölf Grabungsschnitte des Jahres 2008 in diesem Bereich angelegt. Während die Flächen 11 und 15 befundleer blieben, zeigten sich in Fläche 14 und 16 nur kleine, gräuliche Verfärbungen, die nur wenig Holzkohle enthielten. In Fläche 16 ist eine der Verfärbungen über die C14-Analyse in das Neolithikum datiert worden.
Dagegen bestätigen ein Pfostenbefund und ein Graben in den Fläche 12 und 13 klare Hinweise auf die Existenz der vermuteten Siedlung, die offenbar vor dem Belegungsbeginn der Hügelgräbernekropole einsetzte. Wie lange sie bestand ist bislang unklar. Dass generell auch mit Siedlungsspuren der Wikingerzeit in diesem Bereich zu rechnen ist, zeigen mehrere Sondagen (Sondagen 15 und 16) im Umfeld der Palwe mit Kulturschichten, die über C14-Analysen in die Zeit zwischen späten 7. und dem beginnenden 11. Jh. datiert werden konnten.
Die beiden Grabungsflächen 17 und 18, die in etwa 1 km Entfernung zum Gräberfeld im Nordosten von Wiskiauten am ehemaligen Ufer der Niederungsfläche angelegt wurden, lassen aufgrund ihrer Befundarmut darauf schließen, dass hier keine Siedlungsspuren zu erwarten sind.
Ein weiterer Schwerpunkt des Jahres 2008 lag im Norden und Nordwesten der Hügelgräbernekropole, wo die beiden Grabungsschnitte Fläche 19 und Fläche 20 über klaren geomagnetischen Anomalien abgetieft wurden. Sie liegen jeweils in dichten Anomalienkonzentrationen, die schon durch die Arbeiten der Vorjahre ungefähr datiert worden waren.
So konnte in Fläche 20 eine Feuerstelle dokumentiert werden, die aufgrund der C14-Daten in die zweite Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrtausends eingeordnet werden muss.
In Fläche 19 dagegen trat ein großer Befund des 12. Jh. zutage, der partiell freigelegt wurde und entweder als Keller oder als Brunnen interpretiert werden kann.
In der Zusammenschau hat sich die Vermutung einer größeren Siedlung des 7. und 8. Jh. n. Chr. zwischen der Palwe und der letztjährigen Fläche 8 erneut bestätigt. Ansiedlungen dieser Zeit sind im Kaliningrader Gebiet nahezu unbekannt, weshalb hier durch großflächige Grabungen ab 2009 wichtige Ergebnisse für die Siedlungsentwicklung zwischen der ausklingenden Völkerwanderungszeit und dem beginnenden Frühmittelalter gewonnen werden können. Dass hier auch Befunde des 9. und 10. Jh. im Boden liegen könnten, zeigen die Sondageschnitte 15 und 16.
Auch im Nordwesten muss im Umfeld von Fläche 20 mit einer Siedlung der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends nach Christus gerechnet werden.
Der Bereich zwischen Hügelgräberfeld und Vishnevoe/Wosegau dagegen scheint mit Siedlungsspuren des 11. bis 13. Jh. bedeckt zu sein, was die Ergebnisse aus Fläche 19 erneut bestätigen. Die hier nachgewiesenen Siedlungsspuren können den einheimischen Prussen zugeschrieben werden und stehen zeitlich möglicherweise mit den im Jahr 2006 in Grabungsfläche 4 aufgedeckten Hausresten in Verbindung. Auch hier lohnen also größere Grabungen ab dem Jahr 2009, besonders weil dieser Bereich durch Baumassnahmen gefährdet ist.