Die Siedlung

Die ausgedehnten Forschungen in deutscher Zeit brachten für die Frage der Wikingeransiedlung keine konkreten Hinweise. Alle zur Überprüfung ihrer Lage angelegten Suchschnitte sowie die weiträumigen Feldbegehungen blieben ergebnislos.

Erst die russische Forschung verzeichnete in den 1980er Jahren erste, kleine Erfolge.

Mit dem seit 2005 laufenden Großprojekt wurden erstmals geophysikalische Untersuchungsmethoden eingesetzt, die weitreichende Einblicke in den Boden um das Gräberfeld erlauben. Als flächendeckendes Instrument wurde bei den modernen Untersuchungen die Geomagnetik eingesetzt.

Im Jahr 2005 wurde auf einer Fläche von insgesamt 18 ha geomagnetische Messungen durchgeführt (vgl. Ergebnisse 2005), im Frühjahr 2006 noch einmal auf weiteren 45,5 ha (vgl. Ergebnisse 2006), so dass die gesamte Untersuchungsfläche mit 63,5 ha ein großes Areal des potentiell in Frage kommenden Gebietes abdeckt.

Durch mittlerweile 4 Ausgrabungsflächen und durch das Aufsammeln von Oberflächenfunden können bisher 5 verschiedene Siedlungsstellen ausgewiesen werden. Sie verteilen sich großräumig um das Gräberfeld herum und gehören unterschiedlichen Zeiten an. So stammen zwei Zonen mit nachgewiesener Siedlungsaktivität aus dem Zeitraum 7. bis 10. Jh. (vgl. Ergebnisse 2005 – Fläche 3 und Ergebnisse 2007). Ein aus Stein gemauerter Brunnen ist dem 10. und 11. Jh. zuzuweisen (vgl. Ergebnisse 2005 – Fläche 2, Ergebnisse 2006 – Fläche 2 und Ergebnisse 2007). In einem weiteren Grabungsschnitt wurden Reste von Pfostenhäusern dokumentiert (vgl. „Ergebnisse 2006 – Fläche 4“). Sie gehören ins 11. oder 12. Jh. n. Chr., wobei es Anzeichen auf ältere Siedlungsreste des 8. bis 10. Jh. an dieser Stelle gibt. Die spätesten Siedlungsspuren wurden südlich des Ortes Vishnevoe/Wosegau lokalisiert. Hier liegen durch geomagnetische Messungen und Oberflächenfunde Hinweise auf eine Siedlung des 12./13. Jh. vor (vgl. Ergebnisse 2007 – Oberflächenbegehungen).

Alles in allem gelang es in den vergangenen zwei Jahren, überraschend viele Siedlungsspuren des 8. bis 13. Jh. im direkten Umfeld der Nekropole zu lokalisieren. Bisher können die Siedlungsreste vorwiegend den einheimischen Prussen zugewiesen werden. Typisch skandinavische Importe fehlen innerhalb des Siedlungsmaterials bisher. Dieses Ergebnis steht in krassem Gegensatz zum stark durch skandinavische Importe geprägten Gräberfeld.

 

Luftbild des Gräberfeldes Wiskiauten mit Markierung der bisherigen Ausgrabungsflächen
Luftbild des Gräberfeldes Wiskiauten mit Markierung der bisherigen Ausgrabungsflächen (Foto T. Ibsen).

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